GESCHICHTLICHER ABRISS ÜBER DEN MÄNNERCHOR SCHWYZ VON 1850 – 2023
Leider sind wir nicht in der glücklichen Lage, mit einer Gründungsurkunde den Ursprung des Sängervereins von Schwyz zu belegen, fangen doch die Akten unseres Vereinsarchivs erst zu Beginn der 1860er Jahre spärlich an zu fliessen. Im April 1850 hatte der Sängerverein von Schwyz den Gedanken einer Gesangsaufführung durch alle im Kanton Schwyz bestehenden Sängervereine aufzuführen und überdies auch die Bildung eines Kantonalsängervereins angeregt. Am Pfingstmontag 20. Mai 1850 gründeten die Männerchöre von Schwyz, Lachen, Einsiedeln und Küssnacht den„Schwyzer Kantonalsängerverband”.Aktivitäten des jungen Schwyzer Sängervereins von 1850 bis zur Jahrhundertfeier 1950 in einem kleinen Überblick: Das erste Kantonale Sängerfest wurde 1850 durchgeführt, danach war 10 Jahre lang Chorpause. Im Jahre 1874 wurde das 9. Kantonale Sängerfest durchgeführt mit anschliessender Krise. Der Schwyzer Sängerverein erlebte unter Direktor Wilhelm Krieg eine neue Blüte. Während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) lebte der Verein auf Sparflamme.Unsere Jahrhundertfeier vom 19. November 1950 hinterliess einen nachhaltigen Eindruck. Nach einem besinnlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche Schwyz und der Totenehrung auf dem Friedhof wurde im alten Casino ein Festkonzert durchgeführt. In seiner Festansprache umriss Ständerat Dr. Dominik Auf der Maur einen gedrängten geschichtlichen Rückblick auf ein Jahrhundert gesanglicher Tätigkeit.
Neue Impulse gab es ab 1958: Lehrer Edi Suter wurde neuer Direktor. Sein neuer Führungsstil hatte auch den letzten Skeptiker voll überzeugt. Gleichzeitig liefen die Vorarbeiten für das 10. Zentralschweizerische Sängerfest vom 25./26. Mai 1963 in Schwyz. Es gab einen grossen Unterhaltungsabend in der Festhalle auf dem Fussballplatz neben dem Chüechlibunker. Fast ausschliesslich einheimische Kräfte waren daran beteiligt: Frauen- und Töchterchor, Orchesterverein, Knabenchor und 3 Jodelklubs. Unter dem Motto „Do-re-mi-fa-natiker” ging unter der Regie von Edi Suter eine kabarettistische Monsterschau über die Riesenbühne. Während des Festablaufs wurden zuerst die Zentralfahne und die Gesamtchöre auf dem vollgestopften Schwyzer Hauptplatz empfangen. 28 Verbandsvereine und 49 Gastvereine strömten aus der ganzen Schweiz nach Schwyz, um sich im friedlichen Wettstreit zu messen. Die ganze Organisation des Festes klappte in jeder Hinsicht hervorragend. Das Fest war ein Riesenerfolg. Zudem waren die aufwendigen und mit einem Motto versehenen Maskenbälle im Casino von 1936 bis 1964 ein fasnächtliches Grossereignis.
1974-1999
Der Dirigentenwechsel 1977 zu Joseph W. Schelbert läutete nicht nur eine Phase der Modernisierung ein. Das erste Singbüchlein wurde geschaffen, die offenen Singen wurden in dieser Zeit ins Leben gerufen. Zusätzlich sorgten Konzerte mit anderen Chören oder mit der Studentenverbindung Suitia für musikalische Highlights. Ausserdem präsentierte sich der damals schon rund sechzigköpfige Chor auf bestem Niveau, was sich in mehreren Höchstnoten an Sängerfesten, sowie an der Möglichkeit zu Radio-Auftritten und LP-Aufnahmen zeigte.
Der Nachfolger von Joseph W. Schelbert war ab 1991 Hanes Zwyssig, Profi-Musiker und Primarlehrer in Erstfeld, der als erster Dirigent des Männerchors Schwyz über ein Berufsdiplom als Dirigent verfügte.
Ab 2000
Wohl als grösster Erfolg dieser Ära darf die Aufführung der „Carmina Burana“ im Jahre 2004 erwähnt werden. Diese weltberühmte szenische Kantate von Carl Orff wurde in Zusammenarbeit mit den Sängerinnen und Sängern des Projektteams URICanta einstudiert und begeisterte das Publikum in den ausverkauften Säälen.
2009 übernahm Melk Ulrich den Chor. Er ist in der Region und darüber hinaus eine Musik-Legende. Dank seiner Begeisterungsfähigkeit und seinem volksnahen Witz konnte der Chor viele neue Mitglieder finden, er zählt heute 53 aktive Sänger. Unvergesslich bleibt Melk Ulrich als Motor und Motivator der „Südamerikanischen Weihnacht mit Bach-Oratorium“ im Dezember 2012 .
Im August 2013 wurde Peter Fröhlich aus Seewen neuer Dirigent des Männerchors. Der Primarlehrer und studierte Kirchenmusiker ist in der Schwyzer Musikszene sehr bekannt, vor allem wegen seiner langjährigen Tätigkeit als Dirigent des Kirchenchors Seewen, als Organist sowie als Initiant und Präsident des Freundeskreises Kollegiorgel Schwyz, welcher sich für die Erhaltung der grossen spätromantischen Goll-Orgel in der Kollegiumskirche in Schwyz einsetzt. Mit seiner Tätigkeit im Männerchor Schwyz bewies Peter Fröhlich auf eindrucksvolle Weise, dass er auch ausserhalb der Kirchenmusik Fantastisches leisten kann. An den Sängerfesten 2014 in Küssnacht und 2016 in Cham haben wir unter ihm das Prädikat vorzüglich erhalten. Höhepunkte seiner Tätigkeit im Männerchor Schwyz waren die Konzerte «Mimi’s Schlagertraum» (2015, mit der Feldmusik Schwyz und dem Männerchor Rothenburg), «Frieden» (2017, mit der Horngruppe Schwyz und dem Männerchor Brunnen) sowie das Abschiedskonzert «Sing&Dance» (2018, mit der Horngruppe sowie der Dance Company Schwyz).
Von Oktober 2018 bis Sommer 2021 war die Sopranistin Franziska Dahinden, Altdorf, Dirigentin des Männerchors Schwyz. Das erste von ihr dirigierte Konzert "sing & rock" im Frühling 2020 fiel leider sehr kurzfristig Corona zum Opfer, ebenso viele Proben. Aus beruflichen Gründen musste sie die Leitung des Männerchors Schwyz im Herbst 2021 abgeben.
Seit Herbst 2021 wirkt Florian Steidle als unser Dirigent. Er ist freischaffender Komponist und Dirigent mit Wohnsitz in Udligenswil. Unter seiner Leitung nahm der Männerchor Schwyz am Festival der Chöre vom Mai 2022 in Gossau teil.
Zum Schluss noch eine Statistik. Besuchte Sängerfeste und Wettlieder von 1850 bis 2000:
Schwyzer Kantonalfeste: 23 Zentralschweizer Fest: 15 Sängertage: 8 Eidgenössisches Fest: 6 |
Kantonalfest: 6 Präsidenten des MC Schwyz seit 1900: 36 Direktoren des MC Schwyz seit 1900: 12 |